Gespräch mit dem Präsidenten und dem Direktor AM Suisse

Die Zukunft im Fokus

Ein Gespräch mit Peter Meier, Präsident AM Suisse, und Christoph Andenmatten, Direktor AM Suisse.

Peter Meier, Zentralpräsident AM Suisse (re.),
Christoph Andenmatten, Direktor AM Suisse

Im Jahr 2020 war vieles anders. Wie wird Ihnen das vergangene Jahr in Erinnerung bleiben?

Peter Meier: Es war ein ganz spezielles Jahr, für uns alle. Ob als Unternehmer, Privatperson oder Verbandspräsident – ich war in allen meinen Rollen gefordert.

Christoph Andenmatten: Es war ein Jahr mit vielen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, das von Mitgliedern, Milizpersonen und Mitarbeitern Durchhaltevermögen und Flexibilität erforderte. Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass wir diese schwierige Zeit gut gemeistert haben.

Wie stark waren die Branchen der beiden Fachverbände Metaltec Suisse und Agrotec Suisse von der Corona-Pandemie betroffen, und sollte diese noch länger andauern: Wie gut sind sie aufgestellt?

Peter Meier: Die Metallbau- und die Landtechnikbranche waren und sind dank den vorhandenen Auftragsbeständen während dieser besonderen Lage nicht so stark betroffen wie beispielsweise die Branchen Gastronomie, Detailhandel oder Tourismus. Die Betriebe konnten – mit wenigen Ausnahmen in einigen Regionen – dank den sofort umgesetzten Schutzkonzepten weiterarbeiten und ihre Mitarbeiter mehrheitlich weiterbeschäftigen. Etwas anders verhielt es sich bei den Landtechnik-Verkaufsgeschäften. Diese waren während des Lockdowns im Frühling 2020 stärker betroffen, was sich auf den Umsatz auswirkte. Wie sich die Situation im Lauf des Jahres 2021 entwickeln wird, ist schwierig zu beurteilen und hängt davon ab, wie rasch man das Coronavirus in den nächsten Monaten in den Griff bekommt.

Welche Herausforderungen gab es im vergangenen Jahr auf der Geschäftsstelle des AM Suisse zu meistern?

Christoph Andenmatten: Unsere grossen Veranstaltungen wie die Delegiertenversammlung, die Verbandsratssitzung und die beiden Fachverbandsversammlungen fanden zum ersten Mal virtuell statt und mussten dementsprechend innert kürzester Zeit neu konzipiert werden. Weitere Anlässe, Sitzungen, Diplomfeiern mussten abgesagt oder auf andere Weise durchgeführt werden. Es war schwierig, langfristig zu planen. Ausgangslage und Abläufe änderten sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fast täglich. Gefragt waren Anpassungsfähigkeit und der Mut, einzelne Aufgaben mit neuen, digitalen Formaten anzugehen. Dabei hatten unsere Betriebsbereitschaft und die Aufrechterhaltung der Dienstleistungsqualität gegenüber unseren Mitgliedern stets oberste Priorität. Wir stellten fest: Trotz Digitalisierung wünschen sich die Mitglieder auch weiterhin persönliche Zusammenkünfte, wo diskutiert, gearbeitet und das Netzwerk gepflegt werden kann. 

Auch für den Nachwuchs der drei Branchen war es kein einfaches Jahr …

Peter Meier: Das ist so. Vereinzelt konnten die Qualifikationsverfahren (QV) nicht durchgeführt werden und auch viele Schnupperlehren waren nicht möglich. Es ist wichtig, dass die Schulabgänger sich über die verschiedenen Berufe informieren und erste Erfahrungen sammeln können. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um den Jugendlichen eine solide Grundausbildung zu ermöglichen. Eine Lehre in der Landtechnik, im Metallbau oder als Hufschmied ist attraktiv und weiterführend. Wir investieren deshalb in die Nachwuchskampagnen «go4mechanic.ch» und «metall+du». Innovative Ansätze sind gefragt. Beispielsweise wurde der Online-Auftritt von «metall+du» aufgefrischt und an das Kommunikationsverhalten der jungen Generation angepasst, bei der Social Media einen hohen Stellenwert haben. Ein anderes Beispiel: Zum ersten Mal war die Nachwuchskampagne im vergangenen Herbst an einer virtuellen Berufsmesse vertreten. Ein paar hundert Besucherinnen und Besucher hatten online den Weg an den Stand gefunden. Die neuen, digitalen Kommunikationskanäle ersetzen jedoch das «direkt dabei sein» nicht vollumfänglich. Der direkte Kontakt vor Ort wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen bei der Berufswahl und -ausbildung von jungen Menschen.

Trotz erschwerten Umständen konnten 2020 für den Verband richtungsweisende Entscheide gefällt werden. Welche?

Christoph Andenmatten: An der Delegiertenversammlung vom 6. November 2020 wurde der Statutenrevision von AM Suisse zugestimmt. Diese ist nun auf der Reglementsebene in der Umsetzung. Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sind in den Statuten klar geregelt. Die Fachverbände können autonomer und agiler handeln, die Erträge und Kosten werden verursachergerecht zugeteilt. Das Bildungszentrum Aarberg ist dem einzigen Ziel der Bildung verpflichtet und nun ein eigenständiger Bereich mit einem eigenen Schulvorstand. Somit umfasst AM Suisse die vier Bereiche Gemeinsame Verbandsaufgaben (GVA), Bildungszentrum Aarberg (BZA), Agrotec Suisse und Metaltec Suisse. Die Autonomie dieser vier Sparten mit einer grossen Eigenverantwortung ist Voraussetzung, dass das Risiko sich überschneidender Konflikte künftig minimiert wird. 

Peter Meier: Der Zentralvorstand (ZV) hat an der Sitzung vom 2. Dezember 2020 die Aufgabengebiete neu verteilt und Peter Joos als neues ZV-Mitglied begrüsst. Der ZV ist somit wieder vollständig und kann seine Aufgaben in den Ressorts Finanzen, in den neugeschaffenen Ressorts Wirtschaft und Kommunikation sowie Bildungszentrum Aarberg und in den beiden Fachverbänden fokussierter auf die strategischen Schwerpunkte angehen. Weiter hat der Zentralvorstand Bernhard von Mühlenen zum neuen Direktor von AM Suisse gewählt. Er folgt auf Christoph Andenmatten, der in den wohlverdienten Ruhestand tritt. Herr von Mühlenen ist ein ausgewiesener Kenner unserer Branchen und des Verbandswesens. Er hat grosse Führungserfahrung und kennt die Bedürfnisse der Mitglieder. Ich freue mich auf seinen Stellenantritt am 1. Juli 2021.

Hinweis: Als Schutzmassnahme wurde dieses Interview schriftlich geführt. Das Bild wurde im Januar 2020 aufgenommen.